17. Juni 2023
Eigentlich wäre heute der Botanische Garten in Dresden angesagt gewesen. Aber ein Blick in die Besucherordnung zeigte uns, dass wir aber nicht unsere Hunde willkommen wären. Und so haben wir uns kurzentschlossen noch einmal in die Altstadt aufgemacht.
Auch diesmal sind wir wieder zu Fuss unterwegs. Und schon Weitem hören wir Musik, die immer lauter wird je näher wir der Stadt kommen. Erst denken wir, es könnte mit der Erinnerung an den Aufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 zu tun haben, dessen 70. Jahrestag heute begangen wird. Als wir jedoch näher kommen, sehen wir, dass es sich um eine organisierte Demo handelt. Entsprechend viel Polizeipräsenz ist auch zu sehen. Lenny und Shadow nehme das Alles ganz gelassen, einzig die Trommler findet Lenny so spannend, dass er sie sich erst einmal in aller Ruhe anschauen möchte, bevor es weitergeht.
Wir tauchen in die Altstadt ein. Diesmal aber nicht dort, wo wir gestern zu Abend gegessen haben, sondern bleiben erst einmal auf der Brühlschen Terrasse.
Diese 500m lange Brücke wurde im 16. Jahrhundert als Teil der Befestigungsanlage Dresdens errichtet. Und noch heute zeugen die Kasematten von ihrer ursprünglichen Aufgabe.
Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde die Brücke für die Öffentlichkeit geöffnet und es kamen im Laufe der Zeit wurden weitere Treppen gebaut. Es kam die Strasse am Terrassenufer dazu und
Durchbrüche in der Stadt. Ende des 19./Anfangs des 20. Jahrhunderts wurden die alten Bebauungen durch neue ersetzt.
Wir nutzen heute die Treppe ganz am Ende der Brühlschen Terrasse, die hinunter zum Schlossplatz führt. Lange halten wir uns heute aber nicht auf, denn unser Ziel ist der Dresdner Zwinger, auf den
uns ein Kommentar bei Monikas Facebook-Beitrag neugierig gemacht hat.
Der Dresdner Zwinger
Der Name ist irreführend, denn er hat nichts mit der heutigen Bedeutung zu tun. Und so gibt es hier statt Kerkern ganz viel Schönes zu sehen. Und dank Internet erfahren wir, dass dies im Mittelalter und frühen Neuzeit die Bezeichnung für den unbebauten Platz zwischen zwei Wehrmauern war. Weil sich die Angreifer hier schlecht verteidigten konnten, wurden sie gezwungen an der Stelle aufzugeben.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann hier der Fürst August der Starke mit dem Bau des heutigen Zwingers. Weil er damals noch als Vorhof für ein neues Schloss geplant war, wurde zur Elbseite anfänglich nur eine einfache Mauer errichtet. Diese blieb bis Ende 19. Jahrhunderts stehen, bis sie durch die Sempergalerie ersetzt wurde.
Im zweiten Weltkrieg wurde auch der Zwinger schwer zerstört und erst in den 1960 Jahren wieder aufgebaut. Heute findet man hier nicht nur die Gemäldegalerie alter Meister, den Mathematischen-Physikalischen Salon sondern auch eine umfangreiche Porzellansammlung. Und noch heute finden hier, auf dem ehemaligen Festgelände anlässlich der Hochzeit des Sohnes von Fürsten August dem Starken 1719, Musik- und Theaterveranstaltungen statt.
Der Zwingerinnenhof wird leider gerade umgestaltet, so dass wir nur auf diesem Bild erahnen können, wie schön es hier sonst aussieht. Auch das Restaurant ist im Augenblick geschlossen.
Deshalb geniessen wir heute einfach nur die riesige Aussenanlage rund um und oberhalb des Parks. Und werden gleich von der Vielfalt der Bauwerke und Skulpturen gefangen genommen. Egal wohin man blickt, entdeckt man immer wieder etwas Neues.
Einmalig ist hier aber auch das Glockenspiel am Glockenspielpavillon. Die einzelnen Glocken bestehen aus Meissner Porzellan. Bei der Bombadierung 1945 wurde der Pavillon zerstört. Nicht
jedoch das Glockenspiel. Und beim Wiederaufbau wurden die ursprünglich 24 Glocken von 1933 um 16 erweitert. Die Glocken erklingen jede Viertelstunde, zur vollen Stunde etwas länger und um
10.15 Uhr, 14.15 Uhr und 18.15 Uhr ganze fünf Minuten. Letzteres haben wir leider nicht mehr gehört.
Und natürlich dürfen auch die obligaten Poserbilder von unseren Zwei nicht fehlen.
Über die Wallgraben-Brücke verlassen wir den Dresdner Zwinger und staunen noch einmal von Aussen über deren Grösse, bevor wir beim Theaterplatz wieder in die Altstadt eintauchen.
Auf dem Rückweg
Auf dem Rückweg begegnen wir noch einmal dem Zug der Demonstranten am Theaterplatz, der sich gerade am Auflösen ist.
So schön wir all die alten Gebäude Dresdens finden und darüber staunen, wie hier alles wieder aufgebaut wurde, so empfinden wir die Stadt doch auch sehr museal. Im Gegensatz zu Prag und anderen
Städten, die wir schon besucht haben, finden sich hier kaum Geschäfte und Restaurants. Auf dem Neumarkt hingegen wird es lebendiger und hier finden sich auch diverse Restaurants so dass die
Auswahl fast ein wenig schwer fällt. Am Ende entscheiden wir und dann aber für eines mit traditionellen böhmischen Speisen. Und weil wir noch die Abendsonne geniessen wollen, setzen wir uns auf
die Bierbänke und nicht auf die Stühle unter den Sonnenschirmen.
Hier wartet aber erst einmal eine ganz neue Erfahrung auf uns. Denn auf diesen Plätzen kann man nicht bei den Kellnern und Kellnerinnen bestellen, sondern muss dazu eine App benutzen - und so
dauert es eine Weile bis wir endlich unser Essen zusammen gestellt haben. Aber immerhin wird es serviert. Und dies recht schnell. Und etwas Gutes hat es auch noch, denn auch andere staunen über
diese Bestellmöglichkeit und so kommt man schnell ins Gespräch.
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